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Interessantes für Unternehmen
13.02.2024

Lesen sie Arbeitszeugnisse?

Von geheimen Codes und Zeugnisgeneratoren

Im DACH Raum gesetzlich verpflichtend, weltweit nicht üblich. Was wird und wurde nicht schon alles in und über Arbeitszeugnisse geschrieben. Das Dokument der geheimen Codes, der Sprache zwischen den Zeilen, nur für Eingeweihte. Achtung codiert: Für Unbedarfte nett geschrieben, jedoch vernichtend gemeint. Erwähnung von Nebensächlichkeiten als bedeutsame Anspielungen, eine regelrechte Wissenschaft.

13.02.2024

Lesen sie Arbeitszeugnisse?

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Lesen sie Arbeitszeugnisse?

Von geheimen Codes und Zeugnisgeneratoren

Im DACH Raum gesetzlich verpflichtend, weltweit nicht üblich. Was wird und wurde nicht schon alles in und über Arbeitszeugnisse geschrieben. Das Dokument der geheimen Codes, der Sprache zwischen den Zeilen, nur für Eingeweihte. Achtung codiert: Für Unbedarfte nett geschrieben, jedoch vernichtend gemeint. Erwähnung von Nebensächlichkeiten als bedeutsame Anspielungen, eine regelrechte Wissenschaft.

Aber: Es gibt keine unbedarften Mitarbeiterinnen mehr, welche Arbeitszeugnisse nicht verstehen und interpretieren könnten. Und auch keine, die sich schlechte Bewertungen gefallen lassen, trotz entsprechender Bekenntnisse zu uncodierten Zeugnisformulierungen in der Fussnote.

Hier zum Nachlesen gute Beispiele:

Arbeitszeugnisformulierungen

Letzthin bin ich über eine ausgesprochen holprige Passage in einem französischen Schweizer Zeugnistext gestolpert. Auf Nachfrage, was denn dieser Satz eigentlich aussagen soll, beschied mir der betroffene Herr: «Das ist die Version drei nach einem langen Rechtstreit». Da schau her, dachte ich mir, fast hätte ich es erahnt.

Ich spreche viel mit Führungskräften. Diese geben mittlerweile nicht mehr viel auf geschriebene Zeugnisse. Das sei ein «Schmarrn», meinte letzthin ein Standortleiter, als »nichtssagende, endlose Worthülsen», taxierte diese ein anderer Abteilungsleiter, ein CEO sprach von «Feigenblätten und Augenwischereien». Nur das HR würde sich noch an diese Deutungshoheit krallen, meinte ein Kritiker.

Das Arbeitszeugnis ist ein Stück im Puzzle

Bin ich nun eine ewig Gestrige, dass ich immer noch gerne Zeugnisse einfordere und lese? Zu meiner Verteidigung: Ich versuche mir immer, Evidenz zu verschaffen. Speziell bei der Rekrutierung, wo immer zuwenig Informationen zur Verfügung steht, um einen wichtigen Personalentscheid zu treffen.

Auskünfte von Dritten, speziell von Arbeitgebern sind nun mal Evidenz. Das schriftliche Arbeitszeugnis hat sich vor Allem im deutschsprachigen Raum durchgesetzt. Im Ausland sieht die Sache ganz anders aus. Das Arbeitszeugnis als solches ist weitgehend unbekannt. Dort haben sich andere Stilformen eingebürgert, etwa References oder ein Letter of Recommendation.

Fragebogen und Satzhülsen im Zeugnisgenerator

Gerade grössere Firmen müssen sich um Homogenität bemühen. Dazu wird für die Zeugniserstellung ein Leistungs-Fragebogen (performance review) versendet. Aus diesem werden mit entsprechenden Zeugnisgeneratoren hinterlegte Satzteile und -hülsen in glatte, deutungsschwere Sätze gegossen. Fein abgestuft, nach Performance Level. Das hat verschiedene Vorteile:

  • Die Beurteilung kann über die ganze Firma und ihre Standorte standardisiert werden
  • Der Text ist in verschiedenen Sprachen quasi identisch anpassbar
  • Die Satzhülsen halten den juristischen Attacken stand

Und seit KI die Zeugnisse schreibt, steht noch weniger Verwertbares drin. Es entsteht eben jenes «billige Geschreibsel» das viele Fachvorgesetzte meinen.

Schriftlicher Reference check per Drittfirma

Wo ein Bedürfnis ist, ist auch ein Markt: Die «Reference Checkers». Für Geld wird ein individueller Reference check angeboten. Diese Drittfirmen sind weder mit dem Bewerber, noch mit dem Stellenprofil vertraut. Damit sollen diese einen neutralen Ansatz gewährleisten.

Ich habe folgenden Reference check von einer Drittfirma kürzlich erlebt: Die Firma schickte mir aus dem Blauen heraus einen Fragelink an meine persönliche Mail. Als ich diesen ausgefüllt hatte, war die Sache erledigt. Obwohl ich bei der klassischen Frage: «Würden Sie diese Person wieder einstellen?» mit: «Nein» geantwortet hatte. Kein Nachfassen, keine Zusatzfragen, Papier befüllt. Der Kandidat wurde eingestellt. Man darf irritiert sein, dass dafür Geld bezahlt wird.

Meine Lösung

Ich bin dazu übergegangen, in einer Rekrutierung Verbal References einzufordern. Davon erzähle ich nächstes Mal mehr.

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