Karriere als anspruchsvolle Bergtour: Einstieg, Zwischenstation und Gipfelsieg
„Was mein Chef macht, könnte ich auch“, meint der ambitionierte Kandidat im Gespräch. „Was macht er denn“? frage ich neugierig. Ich finde es immer spannend, wie Mitarbeiter ihre eigene Führung erleben. Oft kommen Antworten wie: Der Chef ist an vielen wichtigen Meetings mit dabei, blickt nicht immer durch alle Details, fällt Entscheide, die der Mitarbeiter anders und eben besser getroffen hätte. Bei guten Ideen heimst der Chef die Lorbeeren ein und tut so als wäre alles auf seinem Mist gewachsen. Allzu Menschliches eben.
Letzthin hatte ich folgende Analogie vor Augen: Ihre berufliche Laufbahn als Bergtour! Sie starten mit dem klaren Ziel vor Augen und der Landkarte in der Hand. Der Einstieg gelingt, der Weg zieht sich, die auf der Strecke verlorenen Höhenmeter wurden nicht kalkuliert. Der Gipfel verschwindet aus dem Blickfeld. An der Zwischenstation blicken Sie stolz auf das bisher Geleistete zurück.
Zwischenstation:
Sie sind beflügelt für den anstehenden Gipfelsturm. Aber: die letzte Etappe ist keine Wiederholung des Anstieges. Jetzt wird es steil, die technischen Passagen werden anspruchsvoll, die Wege eng, die Wegweiser fehlen. Sie kommen so richtig ins Schwitzen und brauchen Pausen.
In meiner Analogie ist Ihr Chef schon am Gipfel. Es gibt Chefs, die sich dort auf die Brust klopfen. Sie reissen die Arme hoch, denn sie waren schneller, fitter und mutiger. Oder sie sind einfach früher gestartet als Sie. Aber es gibt auch Chefs, die Ihnen jetzt Ratschläge zurufen und ein Seil spannen. Die Chefs, die aus der neuen Perspektive von oben einen einfacheren Zustieg sehen. Die wollen, dass auch Sie den Reiz der gelungenen Bergtour auskosten können.
Gipfelsieg:
Und endlich: Sie sind am Gipfel angekommen. Sie blicken zurück auf die Strecke und sehen die Landkarte in 3D vor sich. Sie haben Aha Erlebnisse. Das liegt einfach daran, dass Sie nun eine andere Höhe und damit eine andere Perspektive haben. Sie lachen über Ihren Übermut an der Zwischenstation und sind froh, dass alles gut gelaufen ist.
Mein Kandidat ist an der Zwischenstation und denkt sich: „Noch ein Katzensprung bis zum Gipfel!“ Er wird es spätestens am Gipfel hoffentlich anders sehen. Bis dahin gilt es achtsam zu sein! Auch wenn Ihr Chef nicht der beste Bergsteiger und schon gar kein Bergführer ist. Er ist schon ein Stück weiter und hat dadurch eine andere Perspektive auf den Weg. Versuchen Sie, davon zu profitieren!