Wie kann es sein, frage ich den befreundeten Apotheker letztes Jahr, dass eine Packung Ibuprofen gleich viel kostet wie der Latte Macchiato im Starbucks. Er lächelt hilflos und meint: Und sogar das ist vielen Leuten zuviel. „Aber“: wiederspreche ich: Nix gegen den hübschen Barristo und seinen Fähigkeiten den Milchschaum perfekt auf den gebrühten doppelten Espresso zu schichten, und dabei auch noch meinen Becher persönlich zu beschriften!“
ABER: Wissen denn die Leute eigentlich, unter welchem Aufwand, welchem Know-How und welchen strikt kontrollierten Bedingungen so eine Packung Ibuprofen herstellt wird? Und dann noch die ausgeklügelte Logistik und Lagerhaltung für so ein Päckli um 8.65 CHF.
Ein kleiner Einblick: Wir starten beim Wirkstoff, drug substance. Ein Generikum, nicht innovativ, keine Forschung, weil schon lange bekannt, Patente abgelaufen. Trotzdem: Hergestellt in validierten Anlagen, chemische Synthese aus spezifizierten Rohstoffen und entsprechender QC Analytik. Das muss offenbar so billig sein, dass dies nur noch in Asien oder Indien gemacht werden kann. Dann wird der Wirkstoff mit klar definierten und kontrolliert zugelassenen Hilfsstoffen vermengt und zur Tablette verpresst. Wir sind beim solida drug product bulk. Wieder in entsprechenden Anlagen und Räumen mit streng kontrollierter Belüftung. Der Bulk wird weiter in Maschinen verblistert mit Folie und Aluminium, welches nur für diese Zwecke zugelassen wird (primary packaging). Im Folgeschritt bestückt mit einem, von einer medizinischen Fachperson verfassten, mehrsprachigen, von der jeweiligen Landesbehörde freigegebenen Beipackzettel in eine kartonierte Schachtel eingefügt (secondary packaging). Nicht irgendeine Schachtel: die Beschriftung, Artwork, die Lotnummer, etc. alles in Bewilligungsdokumenten hinterlegt. Und zum Schluss in ein temperaturkontrolliertes Warehouse eingelagert, ab Abruf in wenigen Stunden lieferbar.
In jeden dieser Schritte sind hochqualifizierte Spezialisten eingebunden: Chemiker, Chemikanten, Laboranten, Pharmazeuten, Quality, Regulatory Affairs, Medical you name it….. Ich möchte nicht die Ausbildung der Barrista schlechtmachen. Der Barrista in der Schweiz am Bahnhofscafé schenkt uns ein Stück Life Style. Und: „Mir sind halt i de Schwiiz“, in Indien gäbe es denselben Café auch um einen Bruchteil.
Was bietet Ihnen der Apotheker also mit einem Päckli Ibuprofen? Auch Lifestyle: Persönliche Beratung, Arzneimittelsicherheit, Versorgung, Gesundheit!
Deshalb meine Frage: Wieviel würden Sie für ein in Europa (nicht Schweiz!) hergestelltes Päckchen Ibuprofen bezahlen? Und wieviel zuviel wäre das, wenn die 8.65 CHF schon zuviel sind?